China

Barbara Lange

Der schönste Pfirsichgarten der Welt

29.03.2024

Der Weltfrauentag wird auch in China begangen – und warum auch nicht? Die weibliche Belegschaft der Hochschule in Ningbo nimmt auf jeden Fall diesen Tag jedes Jahr als Anlass, um einen Ausflug zu unternehmen. Gesponsort wird der Ausflug von der Gewerkschaft. Organisiert wird er von der Parteisekretärin, die ihr Büro an der Hochschule hat. Bei manchen Dingen würde ich gerne mehr in Erfahrung bringen, aber manches scheitert einfach an der Verständigung. 

 

Dieses Jahr war das Ziel der „Schönste Pfirsichgarten der Welt“. Die ganze Woche über war es bedeckt gewesen, zeitweise hatte es richtig heftig geregnet, aber Freitag war es, als hätte jemand den Schalter von „Winter“ auf „Sommer“ umgelegt. Es hatte knapp 30 Grad. Das muss man sich für so einen Marsch von 500 Metern, wie wir ihn vorhatten, schon vorbereiten. Beim Einstieg in den Bus wurde jedem eine Mandarine überreicht. Beim Aussteigen eine Stunde später gab es eine Banane. Dann also die besagten 500 Meter laufen. Es ging leicht bergauf. Also muss man viele Pausen einlegen bei einem der vielen Stände, die entweder Wasserkastanien anbieten, oder quietsch-orange Bälle, von denen niemand weiß, was sie eigentlich genau sind. Die Farbe erinnert an einen Flummi-Ball, die Form an eine Aprikose, nur hat das Ding keinen Kern. Es schmeckt wie eine undefinierbare kandierte Frucht und schreit nicht nach Wiederholung.

Noch wichtiger als die Snacks sind aber die Fotos, die auf Schritt und Tritt gemacht werden. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um ein Gruppenbild von meiner Truppe machen zu lassen:

Links ist Pang – witzig, temperamentvoll und total engagiert. Pang unterrichtet seit 21 Jahren an der Hochschule Patchwork. Sie ist bei ihren Schülerinnen total beliebt und reißt sich ein Bein aus, um neues auf die Beine zu stellen.

Daneben Wang – ruhig, nachdenklich und wissbegierig. Sie übernimmt neben der Lehrtätigkeit als Handstickerin auch viele Verwaltungsaufgaben. Außerdem ist sie fast schon verbissen eifrig, wenn es darum geht, neue Techniken zu lernen.

Ganz rechts ist Maggie – sie unterrichtet Innendekoration im Einklang mit den 24 chinesischen „Jahreszeiten“. Eine Frau, die in allem was sie tut, eine gewisse Eleganz an den Tag legt. Sie schält ihre Garnelen mit Stäbchen. Dafür bewundere ich sie abgrundtief.

Bevor wir wieder in den Bus einsteigen, gibt es noch eine Mandarine. Anschließend fahren wir in ein Restaurant, weil wir schon so lange nichts mehr gegessen haben. Wir sitzen zu zwölft an einem runden Tisch. Nach und nach werden mindestens 25 Gerichte aufgetragen. Bambussprossen, Knoblauch-Triebe, Wasserkastanien in Honig, Dicke Bohnen, Erbsen, süße Reiskuchen, Fisch, Frosch, kleine Fische ohne spürbare Gräten, der im Ganzen gegessen wird, Aal, Schnecken, Schweinebauch, Knollen, die wie Kartoffeln aussehen und schmecken, aber keine Kartoffeln sind, Maiskolben, Hühnersuppe, gebratene Haut von Hühnerfüßen, Omelett mit Kräutern, spinatähnliche Gewächse, Frühlingsrollen und vieles mehr. Es schmeckt alles hervorragend- wobei ich bei dem Aal gekniffen habe, weil ich den noch nie mochte. Alles andere habe ich probiert, einfach aus Prinzip. Das rechnen einem die Chinesen auch hoch an, wenn man den ausgefallenen Gerichten zumindest eine Chance gibt. Mein Fazit: Frosch ist ok, Schnecken gehen gar nicht und die Sache mit den Hühnerfüßen kann man machen, muss man aber nicht.

 

Als wir wieder an der Hochschule ankamen, bekam jeder ein Paket mit 5 Packungen Keksen – sogenannten 1000 Layer Cakes – als Wegzehrung mit. Man könnte ja sonst auf dem Weg nach Hause verhungern.