Am Anfang meiner Reise war geplant, dass ich einen Monat in Ningbo verbringe, sechs Wochen in Shaoxing im Atelier arbeite und hin und wieder eine Schule besuche. Ich habe nachgezählt: Ich habe 10 Schulen und Universitäten im ganzen Land besucht, um Vorträge oder Kurse zu halten und war ganze 15 Tagen im Atelier. Trotzdem habe komme ich mit fünf Quilts nach Hause, die alle noch nicht fertig sind, aber dennoch bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Mehr ging echt nicht.
Speziell in den vergangen drei Tagen habe ich nochmal so richtig viel Zeit an der Nähmasche verbracht, die Bernina mir hier in Shaoxing zur Verfügung gestellt hat. Gestern hat sie mal kurz gejammert, aber das lag an der Nähnadel, die ausgetauscht werden wollte. Zum Glück war Schmetz sehr großzügig. Ich habe meinen Schatz an den Schulen verteilt, aber ein Heftchen liegt noch neben mir, so dass das Problem schnell behoben war. Die Seide, die ich hier gerade verarbeitet ist etwas Besonderes.
Ich möchte gerne behaupten, dass es sich dabei um Gambiered Canton Seide handelt, die auch als „Mud Silk“ – also Schlamm Seide bekannt ist. Dummerweise hatte ich keine Ahnung von dieser Technik, als ich die Seide entdeckt habe und habe daher nicht nach dem Namen gefragt. Ich weiß aber, dass der Stoff, den ich verarbeite, genau zu der Beschreibung von Gambiered Canton Seide passt. Die Seide wird zunächst mit Yam Wurzelextrakt gefärbt. Dieser Prozess ist sehr langwierig und muss mehrfach wiederholt werden. Außerdem kann er nur im Sommer angewandt werden. Zum Schluss wird die Seide mit einem eisenhaltigen Schlamm bestrichen. Dadurch wird sie auf einer Seite schwarz, wasserundurchlässig und keimabweisend. Die Seide wird etwas gummiartig auf einer Seite und strapaziert dadurch die Nähnadel mehr als gewöhnliche Seide. Andererseits behält sie ihre Form besser als herkömmliche Seide und franst auch nicht so stark aus, unterm Strich ist sie also fast einfacher zu verarbeiten. Ich hoffe, dass ich nochmal nach Hangzhou zum Seidenmarkt komme und mich etwas schlauer machen kann.
Die Rollschneider von Clover sind auch alle verteilt. Teilweise konnte ich Schüler:innen glücklich machen, die Linkshänder sind und die herkömmlichen Rollschneider nicht nutzen konnten, teilweise habe ich sie an Jugendliche verschenkt, die Feuer gefangen haben aber noch keine Ausrüstung haben. Und im Atelier nebenan sind sie ebenso heißbegehrt.
Ein Gerät, dass das Museum hat, das ich aber trotz seiner Größe erst relativ spät entdeckt habe, ist der Lasercutter. Leider bin ich nicht dazugekommen, ihn mal zu nutzen. Das nehme ich mir für das nächste mal vor.